Zum Thema Zecken …

2. Februar 2023

Nach einem milden Winter wie dem letzten sind Zecken vermehrt zu finden und auch aktiver.

Bei Wanderungen durch die Natur, d.h. Wiesen, Büsche, Wälder sollte sich jede Person gut schützen (Haut bedecken!!). Jede/r sollte sich nach einer Wanderung in der Natur nach Zecken untersuchen und dabei ggf helfen lassen durch eine zweite Person. Die Zecken nisten sich gerne in weicher Haut und in Falten ein (hinter den Ohren, Nabel, Kniekehlen).

Zecken können durch ihren Speichel oder durch ihren Darminhalt Viren oder Bakterien übertragen

Ein bestimmtes, durch Zeckenbiß übertragenes Virus, kann die sogenannte FSME (FrühSommerMeningoEnzephalitis) auslösen. Dies ist eine Entzündung von Gehirn und Gehirnhäuten, die vorwiegend im Frühling und den ersten Sommermonaten auftritt.

Nach Infektion (Zeckenbiß) verläuft die FSME zunächst ca. 3 Tage bis 3 Wochen nach dem Zeckenbiß wie ein grippaler Infekt mit Kopf- u Gliederschmerzen. In der Mehrzahl der Fälle ist die Erkrankung danach überwunden. Es kann jedoch auch nach ca. 1-3 weiteren Tagen zu einem zweiten, sehr hohen Fieberanstieg kommen mit Symptomen der Gehirn- und Gehirnhautentzündung: Kopfschmerz, Erbrechen, Schwindel, Nackensteifigkeit, Lähmungen, evtl auch Bewußtlosigkeit. Meist heilt die Erkrankung danach aus, jedoch ca. 1-2 % der Patienten, die eine Entzündung des Gehirns und der Gehirnhäute durch das FSME-Virus bekommen haben, sterben daran oder werden zum Pflegefall. Das Risiko die Krankheit nicht oder nur mit Folgeschäden zu überleben ist aus unbekannten Gründen für Erwachsene größer als für Kinder, d.h. Kinder haben eine größere Chance die FSME unbeschadet zu überstehen.

Zur Behandlung stehen nur unterstützende Maßnahmen zur Verfügung: Fiebermittel, Schmerzmittel, Krankenhauspflege, Freihalten der Atemwege, eventuell künstliche Beatmung.
Prinzipiell sollte ausserdem jede Zecke so rasch wie möglich entfernt werden, da mit der Verweildauer der Zecke im Körper das Risiko einer Infektion steigt. Entfernung von Zecken: s.u.

Der Erkrankung kann durch eine Impfung vorgebeugt werden. Diese Impfung ist für Endemiegebiete, d.h. für Gebiete in denen das Virus heimisch ist, dringend zu empfehlen. Der Landkreis Augsburg gehört dazu, das Stadtgebiet bisher nicht. Endemiegebiete gibt es in Baden-Würtemberg, Niederbayern, Osteuropa, Österreich, den Donauniederungen, Nordasien. Falls Sie eine Impfung wünschen, fragen Sie uns. Auch Erwachsene können in unserer Praxis geimpft werden. Dies ist eigentlich auch vordringlich, denn Erwachsene haben ein höheres Risioko zu erkranken.

Da die Impfung erst ab 12 Monaten zugelassen ist, sollte man Kinder unter 1 Jahr bei Wanderungen durch Wälder gut schützen (Haut bedecken!!). Dies gilt natürlich prinzipiell für jeden (s.o.), auch für Kinder über 1 Jahr, aber man kann sie ja nicht festbinden ….

 

Andere Erkrankung …

Wie eingangs erwähnt gibt es auch Zecken, die Bakterien übertragen. Diese Bakterien heißen Borrelia burgdorferi und können die sogenannte Lyme-Erkrankung auslösen. Die Erkrankung wird häufig auch nur Borreliose genannt.

Kennzeichnend für die Borreliose kann sein, daß um die Infektionsstelle nach frühestens 4 Tagen, evtl auch erst nach Wochen ein roter Ring ensteht (siehe auch Abbildung). Manchmal ist der Ring so groß, daß man einen roten Streifen auf der Haut (z.B. quer über den Rücken) als Bestandteil des Ringes übesieht. Manchmal sieht man in dieser ersten Zeit nach der Infektion (ca. 3 Wochen) auch nur die Schwellung eines Ohrläppchens oder eines Lymphknotenpaketes an anderer Stelle des Körpers.
Diese ersten Hautsymptome können auch ganz fehlen und nach einer Zeit von ca. 4-12 Wochen nach der Infektion kann es zu einem rasch wechselnden Hautausschlag kommen, zu Fieberschüben, Nachtschweiß, schwerem Krankheitsgefühl mit und ohne Gelenkbeschwerden (besonders Kniegelenk) zu Lähmungen der Augenmuskeln und auch zu Herzrhythmusstörungen.

Bei einer chronischen Borreliose kann man gefältelte Haut (wie Zigarettenpapier: selten!) oder auch chronische Abgeschlagenheit mit Nachtschweiß und Fieberschüben finden. Auch das Gehirn mit einer Gehirnentzündung, das Herz und die Gelenke können chronisch in Mitleidenschaft gezogen werden.

Bei den ersten Anzeichen einer Hautmanifestation einer Borreliose (mit oder ohne erinnerlichen Zeckenbiß) sind Antibiotika zu geben.
Bei fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung wird häufig zunächst durch Blutabnahme eine andere Ursache der Beschwerden ausgeschlossen und/oder versucht die Erkrankung im Blut oder im Nervenwasser sicher nachzuweisen (aus verschiedenen, z.T. labortechnischen, z.T. immunologischen Gründen manchmal sehr schwierig). Auch bei fortgeschrittenen Stadien erfolgt die Behandlung antibiotisch, jedoch dann meistens über die Vene.

 

Zur Zeckenentfernung:

Zecken werden vorsichtig und ohne Zug entweder mit einer Zeckenzange, Zeckenschlinge (sehr zu empfehlen!), mit einer Pinzette oder (bei sehr großen, d.h. vollgesaugten Zecken) mit den Fingern abgenommen. Drehen nur, wenn man die Technik gut beherrscht. Danach wird die Bißstelle desinfiziert (zu Hause z.B. mit Rasierwasser) und unter der Lupe nachgesehen, ob die Zecke „komplett“ ist, d.h. ob der Kopf mitherausgedreht wurde (z.B. durch den Arzt, z.B. dann auch am nächsten Tag).
Verbliebene Anteile sind nicht infektiös im Sinne einer FSME-Erkrankung oder einer Borreliose, können jedoch zu örtlichen Entzündungen der Haut führen und sollten daher wie jeder Fremdkörper (z.B. Holzsplitter) entfernt werden (z.B. auch durch den Arzt mit Pinzette oder Kanüle).
Auf keinen Fall sollten die Zecken vor der Entfernung mit Kleber, Öl oder anderen Mitteln abgetötet werden, da die Möglichkeit besteht, daß eine so behandelte Zecke im Todeskampf ihren infektiösen Darminhalt oder Speichel unter die Haut abgibt. Damit wäre es dann u.U. erst durch die falsche Art der Entfernung zu einer Infektion gekommen.

Drs Reiter, Prinz und Timnik

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