Zum Thema Lungenentzündung (Pneumonie)

20. Februar 2019

Viele Eltern befürchten, dass ihr Kind eine Lungenentzündung haben könnte oder bekommen könnte, wenn die Kinder Husten und/oder Fieber haben. Mitunter stimmt das ja auch, wobei eine Lungenentzündung meist nicht so gefährlich ist, wie es klingt…

Zu den Fakten

Wir sehen in unserer (zugegeben relativ großen) Praxis pro Saison so um die 150 bis 200 Lungenentzündungen. Kennzeichen einer Lungenentzündung ist tatsächlich der Husten, das Fieber, aber insbesondere auch die Atemnot. Letztere entsteht dadurch, dass Teile der Lunge so entzündet sind, dass sie für die Aufnahme von Sauerstoff nicht mehr zur Verfügung stehen, d.h. die Patienten müssen sich immer mehr anstrengen um den Körper mit Sauerstoff zu versorgen. Das sieht man den Patienten (insbesondere den kleineren) an: sie atmen schneller und strengen sich dabei stark an, so dass es zu Einziehungen der Muskulatur an den Rippen kommt, sowie zu Nasenflügeln und insbesondere zu einer beschleunigten Atmung. Bei größeren Kindern und Jugendlichen oft nur eine beschleunigte Atmung und das (oft nur vorübergehende) Gefühl „schlecht Luft zu bekommen“.

Diagnosestellung: Erstes Kriterium ist die Atemnot

Wenn wir die Patienten abhören, hören wir in der Regel ein typisches Geräusch, mitunter aber auch nicht, insbesondere bei bestimmten Lungenentzündungserregern und wenn die Lungenentzündung sehr tief drinnen (wir sagen „zentral“) liegt. Ein wichtiger Parameter, der uns in der Diagnose sehr hilft (insbesondere bei Kindern unter 5 Jahren), ist die Messung der Sauerstoffsättigung. Dabei gelten Werte unter 92% als sicher krankhaft. Bei 92-94% wird man meist schon sehen, dass der Patient etwas Atemnot hat…Röntgenbilder und, insbesondere am Beginn der Erkrankung, Blutuntersuchungen helfen in der Regel nicht weiter um die Diagnose zu stellen, bzw. sind nicht erforderlich nach den neuesten Leitlinien. Nur bei verlängert ablaufenden Fällen oder Komplikationen kommen diese Methoden zur Anwendung.

Verursacht werden die meisten Lungenentzündungen durch Viren. Ansonsten kommen noch 2 Gruppen von Bakterien in Frage: „typische“ Bakterien für eine Lungenentzündung (auch wenn wir sie in unserer Fachsprache nicht so nennen) und die bakteriellen Erreger einer sog. atypischen Lungenentzündung.

Zur Therapie: Viren und auch viele atypische Lungenentzündungen brauchen in der Regel nur Inhalationstherapie und keine Gabe von Antibiotika. Wenn sich jedoch auf eine virale Lungenentzündung eine bakterielle draufsetzt (das sind dann in der Regel die typischerweise vorkommenden Bakterien wie Pneumokokken), wenn sich eine Lungenentzündung von Anfang an als bakteriell mit typischen Erregern darstellt oder wenn eine atypische Lungenentzündung schwer verläuft, dann geben wir Antibiotika. Ganz selten verläuft eine Lungenentzündung auch so schwer, dass das Kind (sehr selten ein größeres Kind oder ein Jugendlicher) ins Krankenhaus muss. Dies geschieht, wenn es zu Komplikationen kommt oder wenn die Kinder so erschöpft vom schnellen, angestrengten Atmen sind, dass sie nicht mehr trinken können und eine Infusion brauchen oder Sauerstoff bei anhaltenden Sättigungswerten unter 92%.

Vorbeugen kann man Lungenentzündungen, insbesondere viralen, nicht wirklich. Rechtzeitiges Inhalieren mit Salbutamol oder Atrovent (Kochsalz allein kann hier nichts bewirken) spielt eine Rolle, insbesondere bei Patienten mit einer bronchialen Überempfindlichkeit oder Asthma und kann in diesen Fällen eine Verschlimmerung einer Infektion der Atemwege mit Entwicklung einer Lungenentzündung eventuell verhindern. Sich auf eine virale Entzündung draufsetzende Lungenentzündungen können zu einem kleinen Teil durch die Pneumokokkenimpfung verhindert werden. Ein deutlich größerer Effekt der Verhinderung von Lungenentzündungen wäre von einer höheren Durchimpfungsrate von Krippen- und Kindergartenkindern gegen saisonal auftretende (meist im Januar/Februar) Influenza (also die „echte Grippe“) zu erwarten. Zumal die Kinder dieser Altersgruppe lange ansteckend sind und ein „Schwungrad“ der jährlichen Grippewelle. Zudem ist die Influenza ein typischer Erreger einer viralen Lungenentzündung und auch ein typischer Wegbereiter für sich draufsetzende bakterielle Lungenentzündungen (s.o.). Einzelne, im Ausland durchgeführte Studien, haben diesen positiven Effekt auch gezeigt. Wir sehen hier in Deutschland jedes Jahr in der Influenza Saison den Anstieg der Krankenhausaufenthalte, insbesondere mit Lungenentzündungen. Der Nachweis, dass dies durch eine Impfung von Krippen- und Kindergartenkindern gegen Influenza zu verbessern wäre konnte noch nicht ausreichend überzeugend, d.h. statistisch signifikant, geführt werden, wenngleich dies anzunehmen ist.

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