RSV (Respiratory Syncytial Virus)

27. Juni 2024

Zum Thema RSV (Respiratory Syncytial Virus):

Da gibt es Neues bei den empfohlenen Impfstoffen! Nirsevimab für alle Säuglinge in ihrer ersten RSV-Saison! S.u.

Das RS-Virus macht Erkältungssymptome, meist mit hartnäckigen Reizhusten über mehrere Tage, oft auch mit Fieber. Auch als Auslöser eines sog. „Pseudokrupp“ kommt es in Frage (dies betrifft in der Regel Kinder ab dem 8. Lebensmonat bis zum Schulalter). Jeder kann sich anstecken, es gibt keine bleibende Immunität, d.h. jeder Mensch kann sich immer wieder anstecken, was Eltern von KiTa Kindern auch immer wieder erleben …. Schwere Verläufe gibt es, wie so häufig bei derartigen Viren, insbesondere bei älteren Menschen und bei Säuglingen. Die RSV Saison ist von Oktober bis März.

Ein erhöhtes, bzw. hohes Risiko für einen schweren Verlauf bis hin zu einer künstlichen Beatmung auf einer Intensivstation haben sog. Risikokinder: Das sind:

  • Frühgeborene, die vor der 34+6ten (insbesondere Frühgeborene, die vor der 29.) Schwangerschaftswoche geboren wurden und zum Zeitpunkt des Beginns der RSV Saison (in der Regel Oktober) jünger als 6 Monate sind. Insbesondere, wenn es ältere Geschwister als Ansteckungsquelle gibt (KiTa!).
  • Ehemalige Frühgeborene bis zu einem Alter von 2 Jahren mit bronchopulmonaler Dysplasie (BPD), die in den letzten 6 Monaten vor Saisonbeginn wegen mittelschwerer bis schwerer BPD mit Sauerstoff behandelt wurden.
  • Alle Kinder mit hämodynamisch relevanter Herzerkrankung bis zu einem Alter von 2 Jahren

Etwa zwei Drittel aller Säuglinge (Frühgeborene und Reifgeborene) stecken sich in ihrem ersten Lebensjahr mit dem RS-Virus an. Auch der Verlauf für Säuglinge, die nicht zu den Risikokindern gehören, kann wegen Atemnot und Asthma ähnlichen Symptomen eine Behandlung im Krankenhaus erforderlich machen. Die Mehrheit aller hospitalisierten Säuglinge (72 %) sind reifgeboren und gesund.

Jetzt zur guten Nachricht: Es gibt Impfstoffe!

Arexvy: ein zugelassener Impfstoff für Menschen über 60. Er wird einmal verbreicht. Es ist bisher nicht klar, ob der Impfstoff mehrere Saisonen schützt und wann die Impfung wiederholt werden muss (jährlich? Alle 3 Jahre?). Unsere STIKO wird sich erst 2024 äußern. Hochrisikopatienten (Herzerkrankte, Diabetiker, COPD Patienten) sollten sich unseres Erachtens impfen lassen, wenn die Kasse den Impfstoff übernimmt.
Der Preis liegt bei ca. 213 €, für diejenigen, deren Kasse nicht übernimmt …

Abrysvo: ein zugelassener Impfstoff für Menschen über 60 und für Schwangere. Ebenfalls einmal verabreicht. Zwischen der 24. Und 36. SSW gegeben schützt es 50% der Neugeboren bis ca. 6 Monate nach der Geburt vor einer RSV Infektion, so die Studienlage. Kosten des Impfstoffs ebenfalls 213 Euro. Auch hier wird sich die STIKO erst nächstes Jahr, nach Sammeln der Daten aus anderen Ländern, äußern. Wir würden Schwangeren die Impfung eher empfehlen, insbesondere wenn die Kasse übernimmt.

Und es gibt Immunglobuline als Impfstoff, sogenannte passive Immunisierung:

Palivizumab: Schon viele Jahre wird er Risikokindern angeboten. Außerdem auch Kindern unter 2 Jahren mit angeborener oder erworbener Immundefizienz, mit neuromuskulären Erkrankungen oder sog. syndromalen Erkrankungen mit erhöhter Infektanfälligkeit (die betroffenen Eltern wissen Bescheid). Mit Nirsevimab wird er keine Rolle mehr spielen, s.u., zumal er alle 4 Wochen verabreicht werden muß.

Neu: Nirsevimab:

Seit 27.6.24 ist dieser Passivimpfstoff für alle Säuglinge in ihrer ersten RSV Saison von der STIKO (Ständigen Impfkommission) empfohlen.

Die Kosten von Nirsevimab belaufen sich auf ca. 460.- Euro und werden von den Kassen übernommen. Er muss nur einmal zu Beginn der Saison (also im Oktober oder November) gegeben werden.

Wie geht es weiter?

Derzeit sieht es kompliziert aus ….

Es ist geplant, dass alle Säuglinge, die ab 1.4.2024 geboren sind, den Impfstoff im Herbst 2024 (Oktober und November) erhalten. Ungeklärt ist, ob dazu für jedes Kind ein individuelles Rezept ausgestellt werden muss, oder ob wir den Impfstoff für Ihre Kinder besorgen können und mit der Kasse abrechnen können. Darüber werden wir Sie über unsere App rechtzeitig informieren. Geimpft werden diese Kinder in unserer Praxis, wenn die Eltern dies wünschen. Wir werden dafür Impftermine bereitstellen. Der Impfstoff kann parallel zu anderen Impfstoffen verabreicht werden.

Sollte eine werdende Mutter mit Abrysvo geimpft sein (s.o.) bis 2 Wochen vor der Geburt, dann sieht die STIKO die Nirsevimab Impfung nur für Risikokinder vor.

Kinder, die ab Oktober oder später geboren werden sollen in der Klinik, kurz vor Entlassung, geimpft werden. Wenn die Klinik das nicht schafft (wovon in vielen Fällen auszugehen ist), dann machen wir das natürlich, wenn die Eltern dies wünschen.

Für Kinder, die älter sind (z.B. im Februar oder März 2024 geboren), müssen die Eltern, wenn sie die Nirsevimab Impfung wünschen, einen Antrag bei ihrer Kasse stellen (zum Antrag: Mustertext für den Antrag bei der Krankenkasse als PDF oder als Word-Datei).

Bei weiteren Fragen melden Sie sich gerne per E-Mail: anmeldung@timnik.de.

Ihr Praxisteam.

 

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